Dienstag, 9. August 2016

[Rezension] Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen - Ulla Scheler

Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen

Ulla Scheler

368 Seiten

Heyne fliegt

14,99 €

Ben ist seit Ewigkeiten Hannas bester Freund. Er ist anders. Wild, tollkühn, ein Graffiti-Künstler, ein Geschichtenerzähler. Und keiner versteht Hanna so wie er. Nach dem Abi packen die beiden Bens klappriges Auto voll und fahren zum Meer. An einen verwunschenen Strand, um den sich eine düstere Legende rankt. 

Sie erzählen sich Geschichten. Bauen Lagerfeuer. Kommen einander dort nahe wie nie zuvor. Und Hanna hofft, endlich hinter das Geheimnis zu kommen, das Ben oft so unberechenbar und verzweifelt werden lässt. Doch dann passiert etwas Schreckliches …

Meine Meinung:

Ich habe relativ spontan, ohne Vorkenntnisse und Ansprüche zu diesem All-Age-Roman gegriffen und damit einen fulminanten Volltreffer gelandet - denn Ulla Scheler konnte mich mit ihrem Debüt mehr als nur begeistern. Es ist ein kleiner Rohdiamant, welcher mit einer solchen Sprachgewalt daherkommt und dem ich viele weitere Leser wünsche.


Um was geht es? Ben und Hannah sind seit Ewigkeiten sehr eng befreundet, kommen ohne einander kaum aus und nun trennen sich doch ihre Wege, denn nach dem Abitur wollen beide in unterschiedlichen Städten studieren.

Kurzerhand kann Ben Hannah überreden, ein letztes Abenteuer mit ihm zu unternehmen und so fahren sie mit seinem alten Auto ins Blaue hinein, bis sie an einem verwunschenen Strand landen, um den sich eine alte Legende rankt und welche sich schneller bewahrheiten soll, als den beiden lieb sein wird ..... 


Kaum hatte ich zu lesen begonnen, traf mich Ulla Scheler mit ihrem Schreibstil mitten ins Herz. Sie schreibt mit einer ernsthaften Leichtigkeit und lässt den Leser ganz nah an ihre Figuren heran, bis man glaubt, sie schon bereits seit Jahren zu kennen. Und genau diese Distanzlosigkeit macht die Tiefe dieses Buches für mich aus, die Bereitschaft mit den Charakteren zu leiden und sie aus vollem Herzen zu verstehen, egal was sie tun und für welchen Weg sie sich entscheiden.

"Noch eine Geschichte?", fragte Ben. Ich konnte hören, wie er lächelte. Das Mädchen nickte und schaute weg. Ich wusste genau, wie es war, wenn Ben einen anblickte: Man fühlte sich gesehen. Wenn man ihn so gut kannte wie ich, konnte man auch zurückschauen. [...] Man schnitt sich leicht an Bens schimmernden Kanten.

Ben und Hannah sind beide sehr starke, intensive und interessante Charaktere, welche ich gerne während ihrer Reise begleitet habe, denn durch ihre recht unterschiedlichen Persönlichkeiten wurde es nie langweilig. An manchen Stellen habe ich laut gelacht, an anderen wieder eine Gänsehaut verspürt oder einen Satz in mir nachwirken lassen, denn Ulla Scheler schaffte es stets, mich eiskalt zu erwischen.

So haben meine Gefühle mich oft überrannt. mich mit schimmernden Augen zurückgelassen und völlig vereinnahmt. Dann half nur noch tief einzuatmen, die Gedanken kurz schweifen zu lassen, nur um dann doch wieder zum Buch zu greifen und in die Geschichte erneut einzutauchen, denn ab einem Zeitpunkt entwickelte sich ein Sog, welchem ich mich schwer entziehen konnte.

"Manchmal hält man es mit einem Menschen nicht mehr aus", sagte sie. "Man weiß, dass man zusammenbricht, wenn man länger bleibt, und deshalb macht man sich davon. Aber es ist ein schmaler Grat, denn das sind meistens die Menschen, die machen, dass wir uns am lebendigsten fühlen." 

Einen großen Teil der Geschichte nimmt Ben ein. Er ist ein sehr düsterer, melancholischer und oft sehr unberechenbarer Charakter, welcher den Leser während dem Lesen verunsichern kann, denn seine Art gegenüber Hannah kann schon sehr ruppig und unerklärlich sein.

Nach und nach lernt man ihn besser kennen, versteht in mit fortschreitender Geschichte immer mehr und bangt um ihn - denn relativ schnell wird klar, irgendwas wird mit Ben während diesem Sommer passieren, nur was dass sein wird und wie es beide Leben verändern wird, bleibt dem Leser bis kurz vor Schluss noch verborgen, was den Spannungsbogen unglaublich hoch hält.

Hannah dagegen war der stillere Part und wusste oft selbst nicht, wie sie mit ihren Gefühlen gegenüber Ben umgehen sollte, was zu einigen Reibereien zwischen den beiden führte. Auch wenn es dem ein oder anderen Leser wahrscheinlich zu jugendlich, pubertär vorkommen wird, mich hat es nie gestörte, denn ich konnte ihre Ängste und Unsicherheiten stets nachempfinden.

Dabei sei auch gesagt, es ist eigentlich ein Jugendroman, welcher ab 14 Jahren empfohlen wird und doch ist es für mich ein All-Age-Titel, denn mit seiner Tiefe und Sprachgewalt wird er auch Erwachsene überzeugen dürfen ... und seien wir ehrlich: Ab und zu brauchen wir genau solche Romane, wollen in unsere Jugendzeit zurückversetzt werden oder einfach nur ein Buch lesen, welches unser Innerstes nach Außen kehrt - und genau das schafft es, versprochen.
"Ich habe Angst", sagte er. Tränen rannen seine Wangen hinunter und ich wollte ihn auffangen, aber er war noch im Fallen, er fiel so schnell und in so vielen Teilen, dass ich ihn nur umarmen konnte, ohne ihn im Mindesten zu berühren.
Mein Fazit:

Traut euch, taucht in Ben und Hannahs Geschichte ein und begleitet sie auf diesem ganz besonderen Road-Trip, welcher euch gerade in den kleinen und stillen Augenblicken eine Gänsehaut über den Körper schicken wird. Keine leichte Sommerlektüre und trotzdem die beste Wahl, denn dieser Roman ist jede Leseminute wert und verdient gehört zu werden. Ich vergebe

5 ( von 5 möglichen ) Buchpunkte!

2 Kommentare:

  1. Huhu,

    so, so noch ein Blog der dieses Buch auf dem Schirm hat....augenzwickern...

    LG..Karin...

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  2. Liebe Antonie,
    ich habe jetzt mal nur das Fazit gelesen, weil ich noch gar nicht so viel über das Buch wissen wollt, aber ich freue mich über deine überaus positive Rezension. Ich bin sehr gespannt, wie das Buch mir gefallen wird. Ich bin ja immer eher ein bisschen skeptisch, wenn ein Buch einfach allen gefällt. :D

    Liebst, Lotta

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